Geschichte

Geschichte und Zukunft der Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung

Die Kreisvereinigung Ahrweiler e.V. wurde am 22. Februar 1985 gegründet. Die Gründungsversammlung fand im Gasthaus Schützenhof in Bad Neuenahr-Ahrweiler statt, es konnten an diesem Abend 17 Gründungsmitglieder gewonnen werden. Der Gründung vorausgegangen war eine Initiative des Landesverbandes der Lebenshilfe aus Mainz durch dessen Vorsitzenden Prof. Hermann-Josef Wilbert und dessen Geschäftsführerin Anna Schädler. Regional ging die Gründung aus von Gerd P. Jung Eckendorf, der auch zur Gründungsversammlung eingeladen hatte.

Gewählt wurden : Gerd P. Jung zum Vorsitzenden, Dr. Heinrich Roth zum Stellvertreter, Gerardina Assenmacher als Schatzmeisterin, Lore Berthel als Schriftführerin, Ruth Weber als Beisitzerin.

Die Versammelten betrachteten die bis dahin im Landkreis nicht vorhandene Unterstützung und Förderung geistig behinderter Mitmenschen als oberstes Ziel und sahen in der Gründung des regionalen Lebenshilfe Vereins, dessen Akzeptanz in der Region, die Mitgliederwerbung, erste Informationsveranstaltungen und langfristig die Schaffung einer Wohnstätte für Menschen mit geistiger Behinderung als erste wichtige Ziele

Es wurde vereinbart, dass Gerd P. Jung über seine Tätigkeit als Lehrer an der Schule für geistig Behinderte ( heute : Schule mit dem Förderschwerpunkt ganzheitliche Entwicklung, Levana-Schule ) in der Elternschaft um Mitglieder wirbt und die Pressearbeit übernimmt. Dr. Roth nutzte als Ehrenvorsitzender des Landesverbandes die Kontakte und Informationen im Landes- und Bundesverband der Lebenshilfe für die Kreisvereinigung. Frau Assenmacher und Frau Berthel sollten interessierte Eltern ansprechen und gewinnen. Bald sollten Begegnungen mit anderen Trägern der Behindertenhilfe, mit Kommunalpolitikern, der Kreisverwaltung und mit Vertretern von Kirchen, Schulen, Ärzten folgen. Die Mitgliederzahl wuchs und im Vorstand fand sich mit dem Neurologen Dr. Paul Reuther weitere tatkräftige Unterstützung.

Über vielfältige Aktionen, wie das gemeinsame öffentliche Musizieren behinderter und nichtbehinderter Kinder auf dem Weihnachtsmarkt, das Sammeln ausländischer Münzen als Schulwettbewerb, die Ansprache von 30 Gründungspaten für die zu schaffende Wohnstätte, den intensiven Einsatz des damaligen Landrates Joachim Weiler mit einem eigenen Spendenkonto konnten finanzielle und ideelle Bausteine für das Lebenshilfehaus, der geplanten Wohnstätte in Sinzig, geschaffen werden.

Der Verein konnte bereits 1990 durch die freundliche Überlassung von Räumlichkeiten durch die Eheleute Michael und Ellen Pfeifer in Remagen in der Marktstraße eine erste Geschäftsstelle eröffnen, die das Zentrum der Beratungstätigkeit, der Bauplanung für die Wohnstätte und Zentrale der regionalen Frühförderung für behinderte Kleinkinder wurde.

Meilensteine waren: 1994 die Einweihung des Lebenshilfehauses in Sinzig als Wohnstätte für 30 Behinderte. 1999/2000 kam das nahegelegenen Doppelhaus hinzu, in dem weitere 8 Behinderte ihre Wohnung und den Lebensmittelpunkt fanden. Im Laufe der Jahre sind zusätzlich 2 Aussenwohngruppen in der Stadt Sinzig dazu gekommen.

Dank eines hoch motivierten und engagierten Teams hat sich das Lebenshilfehaus inzwischen zu einem in der Stadt Sinzig und im ganzen Landkreis gut integrierten und lebhaften Begegnungszentrum entwickelt.

Besondere Verdienste vor allem in den mühsamen Anfangsjahren haben sich einige Mitglieder erworben, die dafür mit der Silbernen Ehrennadel der Lebenshilfe ausgezeichnet wurden: Lore Berthel aus Heimersheim, Dipl. Ing. Herbert Hennig aus Köln, Gerardina Assenmacher aus Oberwinter. Gerd P. Jung erhielt nach 15 Jahren Tätigkeit als Gründungsvorsitzender im Jahre 2000 die Goldene Ehrennadel der Lebenshilfe.

Nach dem Ausscheiden von Gerd Jung übernahm am 11.11.2000 Frau Ellen Pfeifer aus Remagen den Vorsitz. 2006 wurde Dr. Ralf Riegel zum Vorsitzenden gewählt und führte den Verein bis Mai 2015. In seiner Amtszeit wurden die ambulanten Wohnangebote deutlich ausgebaut und die Grundsteine für den Aufbau von Angeboten im ländlichen Raum (Sozialraum Adenau) gelegt. Aus beruflichen Gründen trat Dr. Riegel 2015 nicht mehr zur Wahl an. Im Mai 2015 übernahm Ulrich van Bebber die Führung des Vereins.

In den nächsten Jahren soll das Netz der Hilfen für Menschen mit geistiger Behinderung rund um das Lebenshilfehaus weiter ausgebaut werden, das abgestufte Wohnangebot erweitert und die Bemühungen für schwerer und mehrfachbehinderte Menschen in unserem Kreis intensiviert werden. Neben dem Ausbau des stationären Angebotes müssen die Offenen Hilfen für Behinderte und Ihre Familien weiterentwickelt und auf solide Beine gestellt und die häusliche Frühförderung von Kleinkindern weitergeführt werden, um hier nur einige der Lebenshilfeaktivitäten zu nennen.

Geistige Behinderung ist für die Betroffenen und ihre Familien ein unabwendbares und unverschuldetes Schicksal. Zutiefst humanistische Aufgabe einer solidarischen Gesellschaft ist es, sich um die Selbstbestimmung und Integration ihrer schwächsten Mitglieder zu kümmern.

In diesem Sinne sind die gesunden und starken Bürger des Landkreises Ahrweiler aufgerufen, sich an der Realisierung eines weiteren Wohn- und Lebensprojektes für die in unseren Reihen lebenden Menschen mit geistiger Behinderung zu beteiligen.

Wir brauchen die Unterstützung der Betroffenen selbst und deren Familien. Wir zählen aber – wie in der Vergangenheit – auf die Hilfe vieler Ehrenamtlicher und Hauptamtlicher, Freunde und Förderer, Paten, Betreuer, regionaler wie überregionaler Entscheidungsträger und engagierter Spender….

Das Zusammenspiel der Kräfte ist es, was die Lebenshilfe auszeichnet.

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